Volumenarbeit

Dieser Artikel behandelt geschlossene Systeme, also insbesondere eine konstante Stoffmenge (vorbehaltlich chemischer Reaktionen); für strömende Systeme siehe Hydraulik.
Wenn ein Kolben um ein Wegstück Δ z {\displaystyle \Delta z} gegen einen äußeren Druck p {\displaystyle p} expandiert, leistet er die Volumenarbeit W 1 , 2 {\displaystyle W_{\rm {1,2}}} .

Die Volumenarbeit oder Volumenänderungsarbeit ist die an einem geschlossenen System zu leistende Arbeit W {\displaystyle W} , um das Volumen des Systems vom Wert V 1 {\displaystyle V_{1}} auf eines mit dem Wert V 2 {\displaystyle V_{2}} zu verändern:

  • bei der Volumenverkleinerung ( V 2 < V 1 ) {\displaystyle (V_{2}<V_{1})} durch Kompression wird Kompressionsarbeit geleistet, d. h., dem System zugeführt (in der Abbildung ist dies die Arbeit, die der Kolben an dem im Zylinder enthaltenen Gas verrichtet): W > 0 {\displaystyle W>0}
  • bei der Volumenvergrößerung ( V 2 > V 1 ) {\displaystyle (V_{2}>V_{1})} durch Expansion wird Arbeit – d. h. Energie – frei, d. h., vom System abgegeben: W < 0. {\displaystyle W<0.}

Die Volumenarbeit errechnet sich zu

W 1 , 2 = s F ( s ) d s {\displaystyle W_{1,2}=-\int \limits _{s}F(s)\cdot \mathrm {d} s} .

Hierbei ist F ( s ) {\displaystyle F(s)} die Kraft, die längs eines Weges s {\displaystyle s} wirkt; dieser wird in Expansionsrichtung positiv gezählt (in der Abbildung entgegen der gezeigten Kompressionskraft F p {\displaystyle F_{p}} ).

Das Minuszeichen in der Formel ist eine Konvention; so wird erreicht, dass dem System zugeführte Arbeit wie oben beschrieben positiv ist, freiwerdende Energie dagegen ein negatives Vorzeichen erhält. Bei der dargestellten Kompression hat der zurückgelegte Weg ein negatives Vorzeichen ( d s < 0 ) , {\displaystyle \left(\mathrm {d} s<0\right),} welches durch das zusätzliche Minuszeichen in der Formel für die Volumenarbeit kompensiert wird.

Reibungsloser Vorgang

Die reibungsfrei und quasistatisch zugeführte Arbeit ist in dem dargestellten Zylinder mit dem Querschnitt A {\displaystyle A} ( d s = d V A ) {\displaystyle \left(\Rightarrow \mathrm {d} s={\frac {\mathrm {d} V}{A}}\right)}

wegen F = p A {\displaystyle F=p\cdot A} (Reibungsfreiheit):

W 1 , 2 = V 1 V 2 δ W = V 1 V 2 p d V {\displaystyle \Rightarrow W_{\mathrm {1,2} }=\int \limits _{V_{1}}^{V_{2}}\delta W=-\int \limits _{V_{1}}^{V_{2}}p\cdot \mathrm {d} V}

mit

  • δ W = p d V {\displaystyle \delta W=-pdV} das inexakte Differential der Volumenarbeit
  • p {\displaystyle p} : Druck
  • d V {\displaystyle \mathrm {d} V} : Volumenänderung.

Diese Zustandsänderung verläuft im p-V-Diagramm vom Punkt 1 zum Punkt 2, bei der dargestellten Kompression also in negativer Volumenrichtung ( d V < 0 ) ; {\displaystyle \left(\mathrm {d} V<0\right);} daher hätte die Kompressionsarbeit ohne das Minuszeichen in der Formel ein negatives Vorzeichen.

Der Integralwert, der der Fläche unter dem Zustandsverlauf entspricht, lässt sich berechnen, wenn die Funktion p = f(V) bekannt ist (s. u.).

Reibungsbehafteter Vorgang

Im realen Fall, wenn zwischen dem Kolben und dem Zylinder eine Reibungskraft wirkt, muss beim Komprimieren zusätzlich zur Volumenänderungsarbeit die Reibungsarbeit W R {\displaystyle W_{R}} aufgebracht werden. Diese erhöht die innere Energie des Systems und damit den Druck gegenüber dem reibungsfreien Vorgang (wenn sie nicht durch Kühlung als Wärme nach außen abgeführt wird):

p 2 > p 2 {\displaystyle {p_{2}}'>p_{2}}

Im p-V-Diagramm verläuft die Zustandsänderung nun vom Punkt 1 zum Punkt 2’. Das heißt, dass auch die Volumenänderungsarbeit, die der Fläche unter dem Verlauf entspricht, größer wird, ohne dass darin die Reibungsarbeit selbst enthalten ist:

W 1 , 2 > W 1 , 2 {\displaystyle \Rightarrow W_{1,2'}>W_{1,2}}

Die von außen aufzubringende Arbeit ist also die Summe aus der nunmehr größeren Volumenänderungsarbeit und der Reibungsarbeit:

W e x t = W 1 , 2 + W R {\displaystyle W_{\mathrm {ext} }=W_{1,2'}+W_{R}}

Berechnungsbeispiel

Angenommen sei die isotherme Expansion eines idealen Gases ( T = konst. ) . {\displaystyle \left(T={\text{konst.}}\right).}

Dann lässt sich durch Einsetzen der thermischen Zustandsgleichung idealer Gase:

p ( V ) = n R T 1 V {\displaystyle p(V)=n\cdot R\cdot T\cdot {\frac {1}{V}}}

mit

das Integral für die Volumenarbeit lösen:

W 1 , 2 = n R T ln V 2 V 1 = n R T ln V 1 V 2 {\displaystyle {\begin{aligned}\Rightarrow W_{\mathrm {1,2} }&=-&n\cdot R\cdot T\cdot \ln {\frac {V_{2}}{V_{1}}}\\&=&n\cdot R\cdot T\cdot \ln {\frac {V_{1}}{V_{2}}}\end{aligned}}}

Anhand dieser Gleichung sieht man, dass bei der Expansion eines idealen Gases die Volumenarbeit negativ ist, also Energie frei wird; dies folgt aus dem Logarithmus, der für Zahlen kleiner eins negativ und für Zahlen größer eins positiv ist:

V 2 > V 1 V 2 V 1 > 1 ln V 2 V 1 > 0 W 1 , 2 < 0 {\displaystyle {\begin{aligned}V_{2}>V_{1}\\\Leftrightarrow {\frac {V_{2}}{V_{1}}}>1\\\Leftrightarrow \ln {\frac {V_{2}}{V_{1}}}>0\\\Rightarrow W_{\mathrm {1,2} }<0\end{aligned}}}

Statt n·R kann man oben auch m·Rs einsetzen:

n R = m R s {\displaystyle n\cdot R=m\cdot R_{\mathrm {s} }}

wobei

Offenes System

Wird die Kompression in einem offenen System mit dem Außendruck p 0 {\displaystyle p_{0}} durchgeführt, so muss an tatsächlicher Arbeit

W 1 , 2 = p 0 ( V 2 V 1 ) {\displaystyle W_{1,2}=p_{0}\cdot (V_{2}-V_{1})}

aufgebracht werden, da der Außendruck mit der Fläche multipliziert ebenfalls eine Kraft ergibt. Ist der Außendruck höher als der Innendruck des zu komprimierenden Volumens, so wird dabei Energie gewonnen; ist er geringer, so muss dabei Arbeit geleistet werden.

Siehe auch

Literatur