Viktor Mataja

Viktor Mataja

Viktor Mataja (* 20. Juli 1857 in Wien; † 19. Juni 1934 ebenda) war ein österreichischer Volkswirtschaftler und Sozialpolitiker. 1908 bis 1911 sowie 1917 war er mit der Leitung des k.k. Handelsministeriums betraut, ohne jedoch zum Handelsminister ernannt zu werden.

Leben

Viktor Mataja war ein Halbbruder des späteren österreichischen Außenministers Heinrich Mataja. Die Schriftstellerin Emil Marriot (eigentlich Emilie Mataja) war Schwester Viktor Matajas.

Nach seinem Studium des Rechts und seiner Promotion im Jahr 1883 stand Viktor Mataja im Dienst der Wiener Handelskammer. Er machte sich einen Namen als Kritiker des damaligen zivilen Haftungsrechts. Er forderte eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung, die darüber entscheiden sollte, wo und wie gehaftet wird. Er nahm dabei Überlegungen vorweg, wie sie Ronald Coase mit der economic analysis of law um 1960 entwickelte. Viktor Mataja erhielt Universitätsprofessuren in Innsbruck (1890), Salzburg (1892) und in Wien (1897).

Vom 15. November 1908 bis zum 3. November 1911 war er von Kaiser Franz Joseph I. in den Ministerien (Regierungen) Bienerth und Gautsch mit der Leitung des k.k. Handelsministeriums betraut (ohne zum Handelsminister ernannt zu werden), ebenso von Kaiser Karl I. vom 23. Juni bis 30. August 1917 im Ministerium Seidler. In der Folge bereitete er im Auftrag des Kaisers als Minister (ohne Portefeuille) das Ministerium für soziale Fürsorge vor und wurde am 22. Dezember 1917 zum Minister für soziale Fürsorge ernannt. Sein neues Ministerium nahm am 1. Jänner 1918 den Betrieb auf; er leitete es, vom 25. Juli 1918 an im Ministerium Hussarek, bis zu dessen Enthebung am 27. Oktober 1918. Mataja gilt damit als der weltweit erste Sozialminister.

Viktor Mataja machte sich auch als Pionier des Werbewesens einen Namen. 1909 veröffentlichte er sein Werk Die Reklame, das als Standardwerk seiner Zeit galt. Bis heute wird die Viktor-Mataja-Medaille als höchste Auszeichnung der Werbewissenschaftlichen Gesellschaft Österreichs für Wissenschaftler verliehen.

Neben seiner wissenschaftlichen und politischen Tätigkeit war er 1914 bis 1917 und 1919 bis 1922 Präsident der Statistischen Zentralkommission. Er wurde am Grinzinger Friedhof bestattet.[1]

Schriften

  • Der Unternehmergewinn. Ein Beitrag zur Lehre von der Güterverteilung in der Volkswirtschaft, 1884.
  • Das Recht des Schadenersatzes vom Standpunkte der Nationalökonomie, 1888.
  • Die Reklame. Eine Untersuchung über Ankündigungswesen und Werbetätigkeit im Geschäftsleben, 1910.
  • Entwicklung der Reklame vom Altertum bis zur Gegenwart. Erfolgreiche Mittel der Geschäfts-Personen und Ideenreklame aus allen Zeiten und Ländern, 1926.
  • Lehrbuch der Volkswirtschaftspolitik, 1931.

Literatur

  • Lothar HöbeltMataja, Victor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 365 (Digitalisat).
  • Mataja Viktor. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 135.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Grabstelle Viktor Mataja, Wien, Grinzinger Friedhof, Gruppe 19, Nr. 187.
Ministerium Bienerth (1908–1911)

Richard von Bienerth-Schmerling

David Abrahamowicz | Leon Biliński | Albín Bráf | Ladislav Duleba | Zdenko von Forster zu Philippsberg | Friedrich von Georgi | Stanisław Głąbiński | Guido von Haerdtl | Viktor von Hochenburger | Robert Holzknecht von Hort | Adolf von Jorkasch-Koch | Josef Kaněra | Karl Marek | Viktor Mataja | Robert Meyer | Josef von Pop | August Ritt | Victor von Röll | Gustav Schreiner | Karl Stürgkh | Richard Weiskirchner | Max Wickenburg | Adalbert von Widmann | Ludwig Wrba | Jan Žáček | Wenzel Zaleski

Paul Gautsch von Frankenthurn

Friedrich von Georgi | Viktor von Hochenburger | Karl Marek | Viktor Mataja | Robert Meyer | Victor von Röll | Karl Stürgkh | Max Wickenburg | Adalbert von Widmann | Wenzel Zaleski

Ministerium Seidler (1917–1918)

Ernst Seidler von Feuchtenegg

Karl von Banhans | Ludwig Cwiklinski | Karl Czapp von Birkenstetten | Moritz Ertl | Anton Höfer | Emil Homann | Ivan Horbaczewski | Viktor Mataja | Ludwig Paul | Hugo von Schauer | Ernst Emanuel von Silva-Tarouca | Friedrich von Toggenburg | Julius von Twardowski-Skrzypna | Friedrich von Wieser | Ferdinand von Wimmer | Ivan von Žolger

Ministerium Hussarek (Juli bis Oktober 1918)

Ministerpräsident: Hussarek

Minister: Banhans (Eisenbahnen) | Czapp (Landesverteidigung) | Galecki (Galizien) | Gayer (Inneres) | Homann (Öff. Arbeiten) | Horbaczewski (o.Port., ab 8/1918 Volksgesundheit) | Madeyski-Poray (Kultus u. Unterricht) | Mataja (Soziale Fürsorge) | Schauer (Justiz) | Silva-Tarouca (Ackerbau) | Wieser (Handel) | Wimmer (Finanzen) | Žolger (Slowenen)

Sowie: Paul (Volksernährung)

Normdaten (Person): GND: 11683742X (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2004018366 | VIAF: 64768100 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Mataja, Viktor
ALTERNATIVNAMEN Mataja, Victor
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Volkswirtschaftler und Sozialpolitiker
GEBURTSDATUM 20. Juli 1857
GEBURTSORT Wien
STERBEDATUM 19. Juni 1934
STERBEORT Wien