The Island of the Fay

Das Mezzotinto von John Sartain nach John Martin, das Poe anregte

Die Erzählung The Island of the Fay (Die Insel der Fee) von Edgar Allan Poe wurde in Graham's Lady's and Gentleman's Magazine 1841 erstveröffentlicht. Als Motto setzte Poe sein Sonett To Science über den Text.

Inhalt

Der Ich-Erzähler nähert sich seinem Gegenstand gleichsam kreisend. Er geht aus von einem Zitat aus den Contes moraux von Marmontel, in dem dieser behauptet, die Musik sei das einzige Talent, das man ganz für sich genießen könne. Dem widerspricht der Erzähler: Die Musik bedürfe nicht nur des Musikers, sondern auch des Zuhörers. Ganz allein genießen könne man allein das Betrachten einer Landschaft, die freilich frei sein müsse vom „stain“ (Makel) der Anwesenheit eines nichtpflanzlichen Lebewesens, sie dürfe nur aus kurzem Gras, Blumen, Bäumen, Wäldern und Bergen bestehen. Der Ich-Erzähler dehnt seine Betrachtung ins Kosmische hinein aus, das ihm in konzentrischen Kreisen um den einzigen Mittelpunkt – Gott – zu zirkulieren scheint, der auf uns Menschen mit derselben Erhabenheit blicke wie wir auf „animalculae“ (Mikroben). Dann erst, im letzten Drittel des Textes, berichtet er, wie er auf einer Wanderung auf eine von einem Bach umflossene Insel stieß, die ihm zwei Seiten zu haben schien: Eine von der untergehenden Sonne hell beleuchtete westliche, die er als „all one radiant harem of garden beauties“ (strahlenden Harem von Gartenschönheiten) beschreibt, und eine grabesdunkle östliche Seite, wo „sombre, yet beautiful and peaceful gloom“ (düstere, doch friedvolle Melancholie) alles durchdringt. Es geht dem Betrachter durch den Kopf, „this is the haunt of the few gentle Fays who remain from the wreck of the race“ (dies wird das Reich der wenigen holden Feen sein, die noch vom Untergang ihres Geschlechtes übriggeblieben sind). Sehr bald erschafft seine Einbildungskraft eine von ihnen, nimmt sie wahr, wie sie in einem „fragile canoe“ (zerbrechlichen Boot) die verzauberte Insel umrundet. Er vergleicht das Sterben einer Fee mit dem schattenhaften Hinwegschwinden eines Baumes in die Dunkelheit des Wassers. Die Beschreibung endet mit dem Einbruch völliger Dunkelheit.

Entstehung

Zusammen mit der Erzählung veröffentlichte Graham's Lady's and Gentleman's Magazine im Juni 1841 ein Mezzotinto von John Sartain[1], angeblich nach einem Ölgemälde von John Martin. Diese Abbildung passte so gut zu Poes Text, dass man sie für dessen Illustration halten konnte; jedoch war es wahrscheinlich umgekehrt: Poe hat sich zu seinem Text durch das Mezzotinto Sartains inspirieren lassen.[2] Im selben Jahr veröffentlichte Poe auch die Erzählung Eleonora, die in ihrer Naturschilderung The Island of the Fay sehr nahe ist und das Motiv des gleichzeitigen Sterbens einer Frauengestalt und der sie umgebenden Natur aufgreift. John Sartain, mit dem Poe seit der Arbeit bei Graham's in Philadelphia befreundet war,[3] spielte in dessen letzten Lebenswochen eine besondere Rolle.[4]

Deutsche Übersetzungen (Auswahl)

  • 1901: Hedda Moeller und Hedwig Lachmann: Die Feeninsel. J.C.C. Bruns, Minden.
  • 1922: Franz Blei: Die Feeninsel. Rösl & Cie., München.
  • 1922: Theodor Etzel: Feenland. Propyläen, München
  • 1948: Marie Ewers: Die Insel der Fee. Ullstein, Wien
  • 1966: Arno Schmidt: Das Eiland und die Fee. Walter Verlag, Freiburg i. Br.

Einordnung ins Gesamtwerk

Vergleicht man die Bitterkeit, mit der Poe die Wissenschaft als Zerstörerin der Poesie in seinem Sonett To Science (das er diesem Text als Motto voranstellte) angegriffen hat, mit der aufgeklärten Nostalgie, die in The Island of the Fay zum Ausdruck kommt, wird deutlich, dass er in den 12 Jahren seit 1829 einen weiten Weg zurückgelegt hat. Während er in dem Sonett die Hamadryaden, Najaden und Elfen noch als wirkliche Vertriebene beklagt, ist ihm die Fee hier das mit skeptischem Vorbehalt präsentierte Produkt träumerischer Einbildung, und in den kosmologischen Ausführungen kündigt sich bereits in Poes Essay Heureka an, sein großer Versuch, Poesie und Wissenschaft zu vereinen.

Literarische Bezüge

  • „Nullus enim locus ...“ (Denn kein Ort ist ohne Genius) – Servius, Vergilkommentator
  • Jean-François Marmontel, von dessen Contes moraux schon Lessing fand, dass sie ihren Titel nicht verdienen.
  • Pomponius Mela, antiker Kartograph
  • „La solitude est une belle chose ...“ (Die Einsamkeit ist was Schönes, aber man braucht jemanden, der einem sagt, dass sie was Schönes ist.) „Das wohlbekannte Werk Zimmermanns“ – gemeint ist dessen Hauptwerk Über die Einsamkeit.
  • „So blended bank and shadow there ...“ (Ufer und Schatten so vermengt ...) Geändertes Selbstzitat Poes aus seinem Gedicht The City in the Sea
  • „Florem putares ...“ (Du glaubst, eine Blume schwömme durch flüssigen Äther) – Jean Commire (1625–1702), franz. Jesuit, bekannt für seine eleganten lateinischen (Nach)Dichtungen.
Wikisource: The Island of the Fay – Quellen und Volltexte (englisch)
  • Deutsche Übersetzung im Projekt Gutenberg-DE
  • Der Link zu Sartains Mezzotinto nach Martins Gemälde Landschaft mit Pan und Syrinx von 1819

Einzelnachweise

  1. Zu John Sartain vgl. in der englischen Wikipedia
  2. Edgar Allan Poe: Werke II, Bargfeld und Zürich, 1994, Anmerkung von Kuno Schuhmann, S. 430
  3. Marie Bonaparte: Edgar Poe I, Wien 1934 S. 172, 181, 327–329
  4. Silverman, Kenneth Edgar A. Poe: Mournful and Never-ending Remembrance. New York, 1991, S. 416. ISBN 0-06-092331-8
Gedichte

Tamerlane (1827) • Song (1827) • Dreams (1827) • Spirits of the Dead (1827) • Evening Star (1827) • Imitation (1827) • Stanzas (1827) • A Dream (1827) • The Happiest Day (1827) • The Lake (1827) • Sonnet—To Science (1829) • Al Aaraaf (1829) • Romance (1829) • To — — (1829) • To The River — (1829) • To M— (1829) • Fairy-Land (1829) • To Helen (1831) • Israfel (1831) • Die Schlafende (1831) • The Valley of Unrest (1831) • The City in the Sea (1831) • Enigma (1833) • Serenade (1833) • To — (Sleep On) (1833) • Fanny (1833) • The Coliseum (1833) • To One in Paradise (1834) • To Elizabeth (1835) • To Mary (1835) • Bridal Ballad (1837) • To Zante (1837) • The Haunted Palace (1839) • Sonnet — Silence (1840) • Der Erobererwurm (1843) • Lenore (1843) • Dream-Land (1844) • Eulalie (1845) • Der Rabe (1845) • Impromptu. To Kate Carol (1845) • To — (1845) • The Divine Right of Kings (1845) • Stanzas (1845) (1845) • A Valentine (1846) • To M. L. S— (1847) • Ulalume (1847) • To Marie Louise (1848) • An Enigma (1848) • The Bells (1849) • A Dream Within a Dream (1849) • For Annie (1849) • Eldorado (1849) • To my Mother (1849) • Annabel Lee (1849) • O, Tempora! O, Mores! (1868) • Alone (1875)

Gedichtbände

Tamerlane and Other Poems (1827) • Al Aaraaf, Tamerlane and Minor Poems (1829) • Poems (1831) • The Raven and Other Poems (1845)

Geschichten

Metzengerstein (1832)  • The Duc de L’Omelette (1832) • A Tale of Jerusalem (1832) • Loss of Breath (1832) • Bon-Bon (1832) • MS. Found in a Bottle (1833) • Die Verabredung (1834) • Berenice (1835) • Morella (1835) • Lionizing (1835) • The Unparalleled Adventure of One Hans Pfaall (1835) • König Pest (1835) • Shadow – A Parable (1835) • Four Beasts in One – The Homo-Cameleopard (1836) • Mystification (1837) • Silence – A Fable (1837) • Ligeia (1838) • How to Write a Blackwood Article (1838) • A Predicament (1838) • The Devil in the Belfry (1839) • The Man That Was Used Up (1839) • Der Untergang des Hauses Usher (1839) • William Wilson (1839) • The Conversation of Eiros and Charmion (1839) • Why the Little Frenchman Wears His Hand in a Sling (1840) • The Business Man (1840) • Der Mann der Menge (1840) • Der Doppelmord in der Rue Morgue (1841) • A Descent into the Maelström (1841) • The Island of the Fay (1841) • The Colloquy of Monos and Una (1841) • Never Bet the Devil Your Head (1841) • Eleonora (1841) • Drei Sonntage in einer Woche (1841) • Das ovale Porträt (1842) • Die Maske des Roten Todes (1842) • The Landscape Garden (1842) • Das Geheimnis der Marie Rogêt (1842) • Die Grube und das Pendel (1842) • Das verräterische Herz (1843) • Der Goldkäfer (1843) • Der schwarze Kater (1843) • Diddling (1843) • The Spectacles (1844) • A Tale of the Ragged Mountains (1844) • The Premature Burial (1844) • Mesmerische Offenbarung (1844) • Die längliche Kiste (1844) • The Angel of the Odd (1844) • Thou Art the Man (1844) • The Literary Life of Thingum Bob, Esq. (1844) • Der entwendete Brief (1844) • The Thousand-and-Second Tale of Scheherazade (1845) • Some Words with a Mummy (1845) • The Power of Words (1845) • The Imp of the Perverse (1845) • The System of Doctor Tarr and Professor Fether (1845) • Die Tatsachen im Fall Waldemar (1845) • Die Sphinx (1846) • Das Fass Amontillado (1846) • The Domain of Arnheim (1847) • Mellonta Tauta (1849) • Hopp-Frosch (1849) • Von Kempelen and His Discovery (1849) • X-ing a Paragrab (1849) • Landor’s Cottage (1849)

Andere Werke

Maelzel’s Chess Player (1836) • The Daguerreotype (1840) • The Philosophy of Furniture (1840) • A Few Words on Secret Writing (1841) • The Rationale of Verse (1843) • Morning on the Wissahiccon (1844) • Old English Poetry (1845) • Die Philosophie der Komposition (1846) • Das poetische Prinzip (1846) • Heureka (1848) • The Balloon-Hoax (1844) • The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket (1838) • Das Tagebuch des Julius Rodman (1840) • Politian (1835) • The Conchologist’s First Book (1839) • Der Leuchtturm (1849)