Jakob Pöschl

Jakob Pöschl (* 25. Februar 1828 in Wien; † 6. Jänner 1907 in Graz)[1] war ein österreichischer Physiker und Hochschullehrer. Er war 1871/72 Rektor der Technischen Hochschule Graz.[2]

Leben

Nach Abschluss des Gymnasiums studierte Pöschl zwei Jahre lang Philosophie an der Universität Wien. Von 1846 bis 1851 war er Hörer am Polytechnischen Institut. Nach Abschluss der Lehrbefähigungsprüfung für Realschulen aus Mathematik und Physik unterrichtete er ab 1851 an Oberrealschulen, zuerst in Wien und dann in Brünn.[3] 1855 wurde er als erster Professor auf die Lehrkanzel für Experimental- und Technische Physik an das Joanneum berufen.[4] 1887 trat Pöschl in den Ruhestand, sein Nachfolger war Albert von Ettingshausen.[3] Pöschl starb nach längerem Leiden am 6. Jänner 1907 in seinem Haus in der Grazer Klosterwiesgasse 19. Er wurde am St. Peter Friedhof beigesetzt.[5]

1870 heiratete Pöschl Magdalena Nömayer (* 1849, alternative Schreibweisen: Nömeyer bzw. Nomayr) in der Grazer Hauptstadtpfarre.[6][7] Pöschl hatte fünf Kinder, von denen drei ebenfalls als Hochschullehrer tätig waren: Sein Sohn Arnold (* 1880) war Kirchenrechtler und Rektor der Universität Graz,[8] Theodor (* 1882) Mathematiker und Ingenieur[7][9] und Viktor (* 1884) Chemiker.[7] Von den beiden weiteren Kindern ist dokumentiert, dass Sohn Fritz Medizin studierte und Tochter Maria am 16. April 1901 den Kurarzt Dr. Karl Schadelbauer heiratete.[10] Eines der Enkelkinder von Jakob Pöschl ist der Philologe Viktor Pöschl.[7]

Wirken

Jakob Pöschls Verdienste sind besonders in der Lehre belegt. Pöschls wohl bekanntester Student in Graz war Nikola Tesla, der sich gerne in Pöschls Laboratorium aufhielt und ihn und seine Experimente in seiner Autobiographie My Inventions lobend erwähnt.[11] Bei Pöschl lernte Tesla die Gramme-Maschine kennen, einen damals neuartigen Gleichstromgenerator von Zénobe Gramme, wodurch er offensichtlich seine grundlegende Idee für einen bürstenlosen Motor erhielt.[4][12] Pöschls Rolle in Teslas Ausbildung ist zeitgenössisch bereits 1892/1893 dokumentiert (wobei Tesla nach heutigem Wissensstand entgegen diesen Quellen sein Studium in Graz nicht abschloss).[13][14] Pöschls persönliches Engagement in der Lehre war auch finanzieller Art: Wiederholt stiftete Pöschl Stipendien, die – gemeinsam mit anderen Stipendien und Preisen – im Rahmen des jährlichen Stiftungstages des Joanneums am 26. November vergeben wurden.[15][16][17]

Einzelnachweise

  1. Karl Acham (Hrsg.): Naturwissenschaft, Medizin und Technik aus Graz : Entdeckungen und Erfindungen aus fünf Jahrhunderten: vom "Mysterium cosmographicum" bis zur direkten Hirn-Computer-Kommunikation. Böhlau, Wien 2007, ISBN 9783205774853, S. 174
  2. Pöschl Jakob, Geschichte der Technik in Graz
  3. a b Personal-Nachrichten. Abgerufen am 21. Januar 2021. 
  4. a b Die Entwicklung der Physik zum Grundfach. Institut für Experimentalphysik, TU Graz, abgerufen am 12. August 2019
  5. Tagesbericht. Abgerufen am 21. Januar 2021. 
  6. Getraut wurden in Graz vom 31. Mai bis 6. Juni 1870. Abgerufen am 21. Januar 2021. 
  7. a b c d Deutsche Biographie: Pöschl, Viktor - Deutsche Biographie. Abgerufen am 12. August 2019. 
  8. Nikolaus Grass: Arnold Pöschl und die Kirchenrechtslehre an der Universität Graz. Archiviert vom Original am 19. November 2020; abgerufen am 21. Januar 2021. 
  9. Deutsche Biographie: Pöschl, Theodor - Deutsche Biographie. Abgerufen am 12. August 2019. 
  10. Tagesbericht (Trauungen). Abgerufen am 21. Januar 2021. 
  11. Nikola Tesla: My inventions: The Autobiography of Nikola Tesla. SEVERUS Verlag, Hamburg 2016, ISBN 978-3-95801-613-2, S. 33–34
  12. Franz Pichler, Augustinus Asenbaum: Zum Studium von Nikolaus Tesla in Graz und Prag. In: Plus Lucis, 2/1996, S. 9–13 (PDF; 845 kB)
  13. Grazer Tagesbericht 13. Mai (Ein Elektrotechniker). Abgerufen am 21. Januar 2021. 
  14. Tagesbericht (5. August, Jakob Pöschl). Abgerufen am 21. Januar 2021. 
  15. Grazer- und Provinzialnachrichten 27. November. Abgerufen am 21. Januar 2021. 
  16. Eine Doppelfeier. Abgerufen am 21. Januar 2021. 
  17. Grazer- und Provinzialnachrichten 29. November. Abgerufen am 21. Januar 2021. 
Professuren für Technische Physik an der Technischen Universität Graz

1. Institut für Experimentalphysik: Jakob Pöschl (1855–1887) | Albert von Ettingshausen (1888–1920) | Fritz Kohlrausch (1921–1953) | Rudolf Gebauer (1956–1974) | Helmut Jäger (1975–2000) | Wolfgang E. Ernst (2002–2019) | Martin Schultze (seit 2019) | Birgitta Schultze-Bernhardt (seit 2022)

2. Institut für Festkörperphysik: Erich Krautz (1966–1977) | Klaus Rendulic (1977–2004) | Hartmut Kahlert (1980–2008) | Peter Hadley (seit 2006) | Egbert Zojer (seit 2023)

3. Institut für Theoretische Physik - Computational Physics: Ernst Ledinegg (1955–1981) | Bernhard Schnizer (1977–2004) | Walter Papousek (1981–2001) | Manfred Heindler (1983–2004) | Wolfgang von der Linden (seit 1998) | Enrico Arrigoni (seit 2004) | Christiane Helling (seit 2021)

4. Institut für Materialphysik: Ludwig Breitenhuber (1970–1994) | Roland Würschum (seit 2001)

5. Institut für Elektronenmikroskopie und Nanoanalytik: Gerald Kothleitner (seit 2020)

Normdaten (Person): GND: 139219005 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 100512770 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Pöschl, Jakob
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Physiker und Hochschullehrer
GEBURTSDATUM 25. Februar 1828
GEBURTSORT Wien
STERBEDATUM 6. Januar 1907
STERBEORT Graz