Ian Stewart (Musiker)

Ian Stewart am Flügel bei einem Rolling-Stones-Konzert; daneben Billy Preston (1975)

Ian „Stu“ Stewart (* 18. Juli 1938 in Pittenweem, Schottland; † 12. Dezember 1985 in London) war ein britischer Pianist und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Band The Rolling Stones. Deren früherer Manager Andrew Loog Oldham veranlasste 1963, dass Stewart aus der Gruppe ausgeschlossen wurde, weil er befand, er passe wegen seines Aussehens nicht zum Image der Band. Stewart gehörte jedoch als Roadmanager und Pianist bei Plattenaufnahmen und Liveauftritten bis zu seinem Tod weiterhin zum nahen Umfeld der Rolling Stones.

Laufbahn

Ian Stewart, den Mick Jagger und Keith Richards zusammen mit Stewarts Freund Brian Jones kennengelernt hatten, arbeitete nach dem wegen seines vorspringenden Kinns und seiner mangelnden Androgynität erfolgten[1] Ausschluss aus The Rolling Stones als Elektriker – er war der einzige „Rolling Stone“ mit abgeschlossener Berufsausbildung. Als er seine Meisterprüfung erfolgreich abgeschlossen hatte, bekam er von den Rolling Stones bei der privaten Meisterfeier als Geschenk die komplette Kostenübernahme zur Gründung eines Elektrikergeschäftes geschenkt.

Ian Stewart, genannt auch Stu, prägte durch seinen Boogie-Stil sehr viele Songs der Rolling Stones. Das beste Beispiel ist wahrscheinlich deren Version der Chuck-Berry-Komposition Around and Around von 1964. Als Pianist und Road Manager trug er seinen Teil zum Erfolg der Gruppe bei. Gelegentlich spielte er bei anderen Gruppen mit, wie zum Beispiel bei Led Zeppelin, wo er unter anderem in dem Song Boogie with Stu verewigt ist, und bei Ronnie Lane. Auf den Tourneen USA 1975, Europa 1976 und USA 1981, Europa 1982 begleitete er die Rolling Stones auch auf der Bühne am Piano. Sein Motto: „I have seen the first show and I will see the finish show“.

Im Jahr 1980 gründete er mit Bob Hall die Band Rocket 88. Der Name bezieht sich auf den gleichnamigen Song von Pete Johnson aus dem Jahr 1949, der als eines der ersten Rock-’n’-Roll-Stücke gilt. Die einzige offizielle Veröffentlichung der Band ist ein Live-Album, aufgenommen im März 1981 mit der Rolling Stones Mobile Unit im Rotation Club, Hannover, erschienen auf Atlantic Records (SD 19293). Rocket 88 gilt eher als eine fortgesetzte Jam-Session mit den Konstanten Hall und Stewart und zahlreichen Gästen des britischen Rhythm and Blues denn als reguläre Band. Unter den Gast-Musikern waren unter anderem: Alexis Korner, George Green, der Rolling-Stones-Schlagzeuger Charlie Watts, der vor allem durch Stewarts Bemühungen zum Mitmachen bei den Rolling Stones bewegt wurde,[2] Jack Bruce, Danny Adler, Colin Smith, John Picard, Don Weller, Dick Morrissey, Colin Hodgkinson, Zoot Money, Chris Farlowe, Hal Singer, Mickey Waller, Pete York, Colin Smith, Dave Markee, Harvey Weston und Charlie Hart.

Ian Stewart starb am 12. Dezember 1985 im Alter von 47 Jahren an einem Herzinfarkt.

Postum

Stewart hatte im Hintergrund viel für die „Chemie“ bei den Rolling Stones (vor allem zwischen Jagger und Richards) gesorgt. Nach seinem Ableben kursierten Gerüchte, dass sich die Band auflösen würde.

“Very few people realised how important he was to the Stones.
He was the glue that held the whole thing together.”

„Nur wenige Leute haben erkannt, wie wichtig er für die Stones war.
Er war der Kitt, der das Ganze zusammenhielt.“

Keith Richards, zitiert nach Bill Wyman[3]

Im Gedenken an den kurz zuvor verstorbenen Kollegen gaben die Rolling Stones am 23. Februar 1986 zusammen mit Gastmusikern, unter anderem Eric Clapton und Pete Townshend, ein Konzert im Londoner 100 Club.

Auf der Rolling-Stones-LP Dirty Work, erschienen am 25. Februar 1986 in Paris, gab die Musikgruppe ihrem Ex-Mitglied eine besondere Ehre: Auf dem Innen-Cover stand: „This album is dedicated to Ian Stewart. Thanks Stu, for 25 years of boogie-woogie.“[4] Auf Seite Zwei der LP findet sich ohne Nennung des Titels nach dem letzten Musikstück noch ein 20 Sekunden langer Boogie, solo von Stewart auf dem Piano gespielt. Auf der CD-Version ist dies ein eigener Track mit dem Titel Key to the Highway.

Bei ihrer Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame im Jahre 1989 baten die Rolling Stones ausdrücklich darum, dass Ian Stewarts Name mit aufgelistet würde.

Im April 2011 veröffentlichte der britische Boogie-Woogie-Pianist Ben Waters die CD Boogie 4 Stu – A Tribute To Ian Stewart,[5] eine Hommage an den verstorbenen Klavierspieler, den Waters als musikalisches Vorbild betrachtet.[6] Bei den Aufnahmen wirkten verschiedene Freunde und Kollegen Stewarts mit, darunter Jools Holland, ehemalige Mitglieder von Rocket 88 sowie die Rolling-Stones Charlie Watts, Keith Richards, Ron Wood, Mick Jagger und Ex-Rolling-Stone Bill Wyman. Auf dem letzten Track der CD ist Ian Stewart selbst mit Rocket 88 auf dem Montreux Jazz Festival von 1984 zu hören. Die CD wurde im Vorfeld mit einem als „Boogie For Stu“ betitelten Konzert beworben, bei dem rund um die gastgebende Band The ABC&D of Boogie Woogie mit Charlie Watts diverse Musiker auftraten, unter anderem die schon am Album beteiligten Bill Wyman und Ron Wood, außerdem der ehemalige Stones-Gitarrist Mick Taylor.[7] Der Verkaufserlös des Albums kommt in Gedenken an den an einem Herzinfarkt gestorbenen Stewart der British Heart Foundation zugute, die mit dieser und weiteren Spenden die Forschung zur Heilung von Herzerkrankungen unterstützen möchte.[8]

Literatur

  • Bill Wyman: Rolling with the Stones. Dorling Kindersley Ltd., London 2002, ISBN 0-7513-4646-2 (englisch, Bandbiographie und -dokumentation)
  • Bill German: Boogie With Stu. In: Beggars Banquet Online. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Juli 2012; abgerufen am 14. Januar 2019 (englisch). 
  • Ian Stewart: Rocket 88. In: Alexis Korners Website. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. März 2002; abgerufen am 14. Januar 2019 (englisch). 

Einzelnachweise

  1. Marc Spitz: Mick Jagger. Rebell und Rockstar. (Originaltitel: Jagger. Rebel, Rock Star, Rambler, Rogue, 2011) Aus dem Englischen von Sonja Kerkhoffs. Edel Germany, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8419-0122-4, S. 43 und 91.
  2. Marc Spitz: Mick Jagger. Rebell und Rockstar. 2012, S. 50.
  3. Wyman: Rolling with the Stones. S. 482.
  4. Wyman: Rolling with the Stones. S. 483.
  5. Ben Waters: Boogie 4 Stu – A Tribute To Ian Stewart. Eagle Records 2011, CD (mit Mick Jagger, Keith Richards, Ronnie Wood, Bill Wyman, Charlie Watts, Dave Green, Jools Holland, PJ Harvey, Hamish Maxwell u. a.).
  6. Boogie4Stu – Narrated by Ben Waters. In: benwaters.org.uk. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Oktober 2011; abgerufen am 15. September 2011 (englisch, Internetseite von Ben Waters). 
  7. Boogie 4 Stu. (Memento vom 19. August 2011 im Internet Archive) In: ronniewood.com, abgerufen am 30. Dezember 2021 (englisch, Internetseite von Ron Wood).
  8. Boogie for Stu. In: bhf.org.uk. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Mai 2011; abgerufen am 15. September 2011 (englisch, Internetpräsenz der British Heart Foundation). 
Studioalben
Livealben
  • Got Live If You Want It!
  • Get Yer Ya-Ya’s Out!
  • Love You Live
  • Still Life (American Concert 1981)
  • Flashpoint
  • Stripped
  • Rock and Roll Circus
  • No Security
  • Live Licks
  • Shine a Light
  • Some Girls – Live in Texas ’78
  • From the Vault – Hampton Coliseum (Live in 1981)
  • Checkerboard Lounge / Live Chicago 1981
  • From the Vault – Live at the Tokyo Dome
  • Live at Leeds – Roundhay Park 1982
  • Sweet Summer Sun – Hyde Park Live
  • From the Vault – L.A. Forum (Live in 1975)
  • From the Vault – The Marquee Club – Live in 1971
  • Totally Stripped
  • Havana Moon
  • From the Vault – Sticky Fingers: Live at the Fonda Theatre 2015
  • From the Vault – No Security – San Jose 1999 (Live)
  • Bridges to Bremen
  • Bridges to Buenos Aires
  • Steel Wheels – Live
  • A Bigger Bang – Live on Copacabana Beach
  • Live at the El Mocambo
  • Licked Live in NYC
  • Grrr Live!
  • The Brussels Affair ’73
  • L.A. Friday (Live 1975)
  • Light the Fuse – A Bigger Bang Tour, Toronto Live 2005
Kompilationen
  • Around and Around
  • Bravo Rolling Stones
  • Big Hits (High Tide and Green Grass)
  • Flowers
  • Through the Past, Darkly (Big Hits Vol. 2)
  • Stone Age
  • Hot Rocks 1964–1971 / Les années Stones
  • Gimme Shelter
  • Milestones
  • Rock ’n’ Rolling Stones
  • More Hot Rocks (Big Hits & Fazed Cookies)
  • Metamorphosis
  • Made in the Shade
  • Rolled Gold: The Very Best of The Rolling Stones
  • Die 30 größten Hits / 30 Greatest Hits / Get Stoned
  • Sucking in the Seventies
  • In Concert
  • Story of the Stones
  • Rewind (1971–1984)
  • Singles Collection: The London Years
  • Jump Back: The Best of the Rolling Stones
  • Forty Licks
  • Rarities 1971–2003
  • Grrr!
  • On Air
  • Honk
  • No Stone Unturned
  • Time Waits for No One
  • Solid Rock
  • Slow Rollers
  • R.S.V.P.
  • Past Masters
  • The Complete British Radio Broadcasts 1963–1965
  • The Rolling Stones Singles Box Set (1968–1971)
  • The Rolling Stones Singles Box Set (1971–2006)
  • In Mono
  • The Rolling Stones: Studio Albums Vinyl Collection 1971–2016
  • Singles: Volume One 1963–1966
  • Singles 1963–1965
  • Singles 1965–1967
  • The Rolling Stones Box Set
  • Carton-Board Subcase
  • ABKCO Box Set
  • Genuine Black Box 1961–1974
EPs
  • The Rolling Stones
  • Five by Five
  • Got LIVE if you want it!
Videoalben
  • Charlie Is My Darling – Ireland 1965
  • Sympathy for the Devil
  • The Stones in the Park
  • Gimme Shelter
  • Ladies & Gentlemen: The Rolling Stones
  • Let’s Spend the Night Together
  • Video Rewind
  • 25×5 – The Continuing Adventures of the Rolling Stones
  • Stones at the Max
  • The Rolling Stones: Voodoo Lounge Live
  • Rock and Roll Circus
  • Bridges to Babylon Tour ’97–98
  • Just for the Record: Five Decades
  • Four Flicks
  • The Biggest Bang
  • Shine a Light
  • Stones in Exile
  • The Rolling Stones: Ed Sullivan Shows 4/1965–67
  • Some Girls – Live in Texas ’78
  • Checkerboard Lounge / Live Chicago 1981
  • The Rolling Stones Anniversary Edition 3 Disc Set
  • Live at Glastonbury
  • Crossfire Hurricane
  • Sweet Summer Sun – Hyde Park Live
  • From the Vault – Hampton Coliseum (Live in 1981)
  • From the Vault – L.A. Forum (Live in 1975)
  • From the Vault the Marquee Club – Live in 1971
  • From the Vault – Live at the Tokyo Dome
  • Live at Leeds – Roundhay Park 1982
  • Totally Stripped
  • Havana Moon
  • Olé Olé Olé! – A Trip Across Latin America
  • From the Vault – Sticky Fingers: Live at the Fonda Theatre 2015
  • The Rolling Stones Collection
  • From the Vault – No Security – San Jose 1999 (Live)
  • Voodoo Lounge – Uncut
  • Bridges to Bremen
  • Bridges to Buenos Aires
  • Steel Wheels – Live
  • A Bigger Bang – Live on Copacabana Beach
  • Licked Live in NYC
  • T.A.M.I. Show
  • Cocksucker Blues
  • The World’s Greatest Rock’n Roll Party
  • 20 Years of Rock
  • Singles Collection: The London Years
  • One More Shot – The Rolling Stones Live
Singles
  • Come On
  • I Wanna Be Your Man
  • Not Fade Away
  • Tell Me (You’re Coming Back)
  • It’s All Over Now
  • Time Is on My Side
  • Little Red Rooster
  • Heart of Stone
  • The Last Time
  • Play with Fire
  • (I Can’t Get No) Satisfaction
  • Get Off of My Cloud
  • As Tears Go By
  • 19th Nervous Breakdown
  • Paint It Black
  • Mother’s Little Helper
  • Lady Jane
  • Have You Seen Your Mother, Baby, Standing in the Shadow?
  • Let’s Spend the Night Together
  • Ruby Tuesday
  • We Love You
  • Dandelion
  • In Another Land
  • 2000 Light Years From Home / She’s a Rainbow
  • Jumpin’ Jack Flash
  • Street Fighting Man
  • Honky Tonk Women
  • Gimme Shelter (live)
  • Little Queenie
  • Brown Sugar / Bitch
  • Let It Rock
  • Wild Horses
  • Tumbling Dice
  • Happy
  • You Can’t Always Get What You Want
  • Angie
  • Star-Star / Doo Doo Doo Doo Doo (Heartbreaker)
  • It’s Only Rock ’n Roll (But I Like It)
  • Ain’t Too Proud to Beg
  • I Don’t Know Why
  • Out of Time
  • Fool to Cry
  • Hot Stuff
  • Miss You
  • Beast of Burden
  • Respectable
  • Shattered
  • Emotional Rescue
  • She’s So Cold
  • Start Me Up
  • Waiting on a Friend
  • Hang Fire
  • Going to a Go-Go (live)
  • Time Is on My Side (live)
  • Undercover of the Night
  • She Was Hot
  • Harlem Shuffle
  • One Hit (To the Body)
  • Mixed Emotions
  • Rock and a Hard Place
  • Almost Hear You Sigh
  • Terrifying
  • Highwire
  • Ruby Tuesday (live)
  • Love Is Strong
  • You Got Me Rocking
  • Out of Tears
  • I Go Wild
  • Like a Rolling Stone (Live)
  • Anybody Seen My Baby?
  • Saint of Me
  • Out of Control
  • Don’t Stop
  • Sympathy for the Devil (Remix)
  • Streets of Love / Rough Justice
  • Rain Fall Down
  • Biggest Mistake
  • Doom and Gloom
  • Just Your Fool
  • Living in a Ghost Town
  • Angry
  • Sweet Sounds of Heaven
  • Sympathy for the Devil
  • If I Was a Dancer (Dance Pt. 2)
  • Too Tough
  • Too Much Blood
  • Winning Ugly
  • Sad Sad Sad
  • Sex Drive
  • Sparks Will Fly
  • Wild Horses / Live with Me (live)
  • Flip the Switch
  • Oh No, Not You Again
  • Plundered My Soul
  • Following the River
  • No Spare Parts
  • Beast of Burden (live)
  • Ride ’em on Down
  • Criss Cross
  • Scarlet
  • Troubles a’ Comin
  • Angry
  • Sweet Sounds of Heaven
  • Mess It Up
Normdaten (Person): GND: 134531019 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2001074297 | VIAF: 88081086 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Stewart, Ian
ALTERNATIVNAMEN Stu (Spitzname)
KURZBESCHREIBUNG britischer Pianist
GEBURTSDATUM 18. Juli 1938
GEBURTSORT Pittenweem, Schottland
STERBEDATUM 12. Dezember 1985
STERBEORT London